Die Bestimmungen des Stainer-Quartetts waren so restriktiv, dass die kostbaren Instrumente nur selten und bald überhaupt nicht mehr zum Einsatz kamen. Versuche in den 1990er Jahren, durch gewisse Änderungen an den Instrumenten sowie durch eine Lockerung des Statuts das Interesse neu zu beleben, hatten nicht den gewünschten Erfolg. Die einen Musiker konnten sich mit den Stainer-Instrumenten nicht befreunden, weil sie trotz einem Umbau im 19. Jahrhundert nicht den gewünschten «grossen Ton» erbrachten; die Anhänger der historischen Aufführungspraxis dagegen verschmähten sie, weil sie umgebaut worden waren.

Im Vorfeld der grossen Jacob-Stainer-Ausstellung auf Schloss Ambras bei Innsbruck (2003) empfahl uns das Kunsthistorische Museum Wien (Abt. Alte Musikinstrumente), die beiden Violinen in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, bei Viola und Violoncello dagegen lediglich das Zubehör zu rebarockisieren, da hier historische Vorbilder fehlen. Aline Oberle, Geigenbaumeisterin in Steuerberg/Kärnten, führte diese Arbeiten 2003/04 im Auftrag des Musikkollegiums aus. Im Zusammenhang mit der Stainer-Ausstellung von 2003 konnten im übrigen die bis dahin immer wieder laut gewordenen Zweifel an der Echtheit unserer vier Instrumente endgültig ausgeräumt werden.

Dr. Gertrud Muraro-Ganz


über den rückbau der beiden Violinen von Jacob Stainer aus dem Jahr 1659.

Die meisten Instrumente berühmter Geigenbauer aus dem 17. und 18. Jhdt. wurden im späten 19. Jhdt. in ihren wesentlichen Teilen umgebaut. Grosse Konzertsäle entstanden und die Kompositionen änderten sich, sodass man meinte, die Instrumente klanglich und spieltechnisch anpassen zu müssen.

Auch die obengenannten Violinen von Jacob Stainer haben dieses «Schicksal erlitten».

Um die Instrumente in ihren vermeintlichen Originalzustand zurückzubauen, bedarf es einiger Vorarbeiten. Man muss möglichst eine Violine vom selben Erbauer finden, die nicht im 19. Jhdt. modernisiert wurde.

Bei den oben genannten «Geschwister-Instrumenten» habe ich als Vorbild für den Rückbau die Violine (J.Stainer1668) aus dem «National Music Museum of the University of South Dakota» (USA) verwendet.

Zum Arbeitsvorgang: Zunächst musst die Decke abgenommen, Hals- und Untersattelausschnitt samt Einlage ergänzt werden. Der Bassbalken wurde durch einen kürzeren, niedrigeren ersetzt. Auch der Oberklotz, in den der moderne Hals eingepasst war, wurde herausgenommen und ein neuer eingepasst. Der moderne Hals (angeschäftet am Wirbelkasten) wurde entfernt, neuerlich angeschäftet und in einem flacheren Winkel auf die Zarge am Oberklotz aufgepasst und an diesem mit einem Nagel befestigt. Das Griffbrett, welches aus einem Fichtenkern und Ebenholzfurnier an den drei sichtbaren Seiten besteht, wurde keilförmig, mit einer Kerbe am Deckenrand, auf den Hals aufgepasst. Ein barocker Hals wird beim Zuschneiden im Querschnitt dicker gelassen als ein moderner.

Auch die Zubehörteile einer Barockgeige sehen anders aus als die einer modernen Violine.
Der Saitenhlater wurde aus Birne mit Ebenholzfurnier angefertigt – die Löcher für die Saiten haben keine Schlitze,  angehängt wurde er mit Darm. Die Wirbel wurden aus Pflaumenholz gedrechselt, schwarz gebeizt und mit Knochenknöpfchen verziert, ebenso ist das Knöpfchen aus Pflaumenholz.
Leider ist kein originales Stegvorbild von Stainers Instrumenten mehr erhalten. So habe ich für die beiden Geigen ein Stradivarimodell gewählt.

Aline Oberle, Geigenbaumeisterin und Restauratorin
Steuerberg im März 2007